EMAS
Für das branchenübergreifende Umweltmanagementsystem EMAS (Eco-Management and Audit Scheme) hat sich die Messe Frankfurt entschieden, um die Umwelt- und Nachhaltigkeitsleistungen an unserem Heimatstandort kontinuierlich zu verbessern. Wir setzen uns damit Ziele, unsere nachhaltigen Maßnahmen zu systematisieren und gleichzeitig mit der Zertifizierung ein höchstmögliches Gütesiegel zu erreichen.
EMAS wurde von der Europäischen Union entwickelt und ist international anerkannt. Die strengen Anforderungen und regelmäßigen, unabhängigen Bewertungen durch EMAS umfassen nahezu alle Unternehmensbereiche. Kernindikatoren sind die Sektoren Energie, Emissionen, Material, Wasser, Abfall sowie Flächenverbrauch beziehungsweise biologische Vielfalt. Zusätzlich werden weitere Indikatoren wie beispielsweise soziales Engagement bewertet. Geprüft werden der gesamte Prozess und die Informationen in einer Umwelterklärung durch unabhängige externe Umweltgutachter*innen. Das EMAS-Begutachtungssystem wird vom Bundesumweltministerium überwacht.
In einem ersten Schritt streben wir eine Unternehmens- beziehungsweise Standortzertifizierung bis Ende 2023 an. Der Geltungsbereich umfasst die Organisationsstruktur sowie die erbrachten Dienstleistungen der Messe Frankfurt GmbH, Messe Frankfurt Exhibition GmbH, Messe Frankfurt Venue GmbH, der Tochterunternehmen Messe Frankfurt Medien und Service GmbH sowie Accente Gastronomie Service GmbH, jeweils am Standort Frankfurt.
EMAS wird zudem das alle zwei Jahre gesetzlich verpflichtende Energieaudit (nach EN-DIN 16247) ersetzen und geht über dessen Anforderungen weit hinaus. Übrigens ist die Messe Frankfurt nach EMAS aktuell das einzige Messeunternehmen, das eine EMAS-Zertifizierung anstrebt.
UN Global Compact
Seit 2010 ist die Messe Frankfurt Mitglied im UN Global Compact. Grundlage dieser weltweit wichtigsten Initiative für nachhaltige Unternehmensführung sind zehn universelle Prinzipien zu Umwelt, Arbeitsnormen, Korruptionsprävention und Menschenrechten. Dabei werden die Unterzeichner des Global Compact aufgerufen, die allgemeinen Ziele der Vereinten Nationen und insbesondere die 17 UN Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Development Goals) zu fördern.
Alljährlich wird von den teilnehmenden Unternehmen ein Bericht verlangt, der die Maßnahmen hinsichtlich dieser Prinzipien und die Fortschritte dokumentiert. Bislang konnte der Fortschrittsbericht in einem narrativen Format verfasst werden. Seit diesem Jahr sind die Mitglieder verpflichtet, ihre Fortschrittsberichterstattung in einem vereinheitlichten Bericht vorzulegen. Damit will der UN Global Compact eine stärkere Rechenschaftspflicht von Unternehmen fordern und nachhaltiges Bestreben transparenter machen.
Die Angaben werden aktuell nicht überprüft. Auch eine Verdichtung der Punktwerte zu einem Gesamt-Score, wie das bei vielen Ratings der Fall ist, erfolgt nicht. Das Commitment der teilnehmenden Unternehmen und des jeweiligen CEOs reichen aus.
Für die Messe Frankfurt ist es ein strategischer Vorteil, Mitglied im UN Global Compact zu sein, um sich als hochqualifizierter Partner mit einem Höchstmaß an internationalem Renommee zu etablieren. Zudem wird in vielen Ratings, wie dem ESC-Rating, nach der Mitgliedschaft im UN Global Compact gefragt.
Charta der Vielfalt
Die Charta der Vielfalt ist eine Selbstverpflichtung zu Diversity Management, der die Messe Frankfurt seit 2011 angehört. Es ist eine Initiative für Arbeitgebende zur Förderung von Vielfalt in Unternehmen und Institutionen und hat das Ziel, Anerkennung, Wertschätzung und Vielfalt in der deutschen Arbeitswelt voranzubringen. Auch hier finden sich Aspekte aus dem Bereich Arbeitsnormen, die wir schon aus dem UN Global Compact kennen.
Fairpflichtet
Fairpflichtet ist der Nachhaltigkeitskodex der deutschsprachigen Veranstaltungswirtschaft. Er steht für eine eigenverantwortliche, nachhaltige Organisation und Durchführung von Veranstaltungen. Fairpflichtet sieht sich als einen perfekten Einstieg, um sich im eigenen Unternehmen für den Megatrend Nachhaltigkeit zu engagieren. Wir sind über die Messe Frankfurt Venue GmbH seit 2013 Mitglied.
ESG-Rating
Neben unseren eigenen Ansprüchen nachhaltiger zu werden, erhalten wir zunehmend Forderungen seitens unserer Kund*innen, messbare Ergebnisse zu unseren Nachhaltigkeitsbestrebungen vorzulegen und zu verstärken. 2022 hat sich die Messe Frankfurt erstmals an einem ESG-Rating beteiligt.
Das Kürzel ESG steht für Environmental Social Governance und ist aus der Wirtschafts- und Finanzwelt nicht mehr wegzudenken. Letzeres auch deshalb, weil Kapitalgeber verstärkt Wert auf nachhaltiges Vorgehen legen.
Die unternehmerischen Aktivitäten werden hinsichtlich ökologischer, sozialer und ethischer Unternehmensführung in einem sehr umfangreichen Fragebogen geprüft. Jede Frage muss mit einem Nachweis hinterlegt werden. Anschließend wird ein Gütesiegel vergeben, ähnlich zur Vergabe eines Bonitätsratings. Es können Bronze, Silber und Gold erreicht werden. Genauso möglich ist ein Nicht-Erreichen einer Medaille. Die Messe Frankfurt hat mit dem Anbieter EcoVadis kooperiert und das Bronze-Abzeichen erhalten.
Auch wenn ESG-Ratings und UN Global Compact schon aus ihrer Historie heraus eigenständig agieren, zeigt die komplexe Fragestellung im ESG-Rating doch die eine oder andere Überschneidung mit dem Fragenkatalog des UN Global Compact. Nicht zuletzt auch deshalb, weil in unserem Fall der Anbieter EcoVadis gezielt nach der Teilnahme am UN Global Compact fragt.
Die Art der Fragen und die Erkenntnisse aus dem Rating sind für uns wesentlich, unsere nachhaltigen Prozesse zu verbessern und das eine oder andere To Do auf unserer Liste zu ergänzen. Deshalb ist eine Fortsetzung des ESG-Ratings in den kommenden Jahren wahrscheinlich.
Fazit: Wenngleich UN Global Compact, ESG-Rating und EMAS in sich eigenständige Formate sind, beeinflussen sie sich dennoch. So wird sich die Einführung eines EMAS-Systems positiv auf das ESG-Rating und den UN Global Compact Fortschrittsbericht auswirken.
Berichterstattung verpflichtend
Zum Schluss wollen wir noch einen Blick auf die künftige Pflicht zur nachhaltigen Berichterstattung werfen. Sie ergibt sich aus einer EU-Verordnung heraus, der Corporate Sustainability Reporting Directive, kurz auch CSRD. Sie wurde im November 2022 vom EU-Parlament verabschiedet. Mit Ausnahme von Kleinstunternehmen wird von allen an einem EU-regulierten Markt notierten Unternehmen eine Nachhaltigkeitsberichterstattung nach festgelegten Standards gefordert. Auswirkungen des Betriebs auf Nachhaltigkeitsaspekte müssen genauso offen gelegt werden wie ihre Wirkung auf die wirtschaftliche Lage der Unternehmen. Start für die Messe Frankfurt wird in 2026 sein, rückblickend für das Geschäftsjahr 2025.
Claudia Lehning-Berge (HS 41)